MIT GANZEM HERZEN ASTRONOM
Vor hundert Jahren wurde Edgar Mädlow geboren
Sein Name ist aufs Engste verbunden mit der Geschichte der Sternkunde in Berlin: Edgar Mädlow, der vor hundert Jahren am 19. Juni 1921 in Berlin geboren wurde, wirkte sowohl an der Archenhold-Sternwarte als auch an der Wilhelm-Foerster-Sternwarte. Die Verdienste des studierten Meteorologen um die Astronomie und die astronomischen Einrichtungen der Stiftung Planetarium Berlin sind unschätzbar. Wir erinnern an einen leidenschaftlichen Wissenschaftler und Amateurastronomen, der bis ins hohe Alter seine Begeisterung für die Sterne und sein Wissen um die kosmischen Zusammenhänge teilte und an nachfolgende Generationen weitergab.
Der Planetenzeichner
Edgar Mädlows Leben spiegelt die wechselvolle Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert wider: Als Sohn einer jüdischen Mutter war es ihm unter dem Naziregime verwehrt, ein Studium der Astronomie aufzunehmen. Stattdessen absolvierte er eine Netzmacherlehre, machte den Meisterbrief und arbeitete im väterlichen Betrieb in Schöneberg. Edgar Mädlows Leidenschaft galt jedoch weiterhin den Himmelskörpern. Seit seinem sechzehnten Lebensjahr gehörte er der »Himmelskundlichen Arbeitsgemeinschaft« an der Treptower Sternenwarte an. Was er am Firmament beobachtete, hielt er in akribischen Bleistiftzeichnungen fest. Lange bevor es Satellitenfotos gab, vermittelten seine exakten Zeichnungen eine Vorstellung von fernen Planeten und Sternenkonstellationen.
Der gute Geist der Archenhold-Sternwarte und der Wilhelm-Foerster-Sternwarte
Anfang 1945 berief der Magistrat von Berlin den gerade mal 23-jährigen Edgar Mädlow per Handschlag zum Kommissarischen Leiter der Treptower Sternwarte, der späteren Archenhold-Sternwarte. Mädlow setzte sich erfolgreich für die Wiederaufnahme des Sternwartenbetriebs und eine vorläufige Instandsetzung des Großen Refraktors ein, so dass bereits am 9. Juli 1945 öffentlich vom Dach der Sternwarte aus mit dem Großen Fernrohr die partielle Sonnenfinsternis verfolgt werden konnte. Mit großem Elan machte sich Mädlow ans Werk. Zeitlebens war ihm der Austausch mit anderen Sternbegeisterten ein großes Anliegen, viele eigene Veröffentlichungen zeugen davon. Im Juli 1946 erschien die erste Nummer einer neuen Publikationsreihe »Mitteilungen der Treptower Sternwarte«. Weitere Verdienste um die Treptower Volkssternwarte erwarb Edgar Mädlow sich durch die Überführung zweier Teleskope und der Bibliothek der ehemaligen Urania-Sternwarte, wodurch die kriegsbedingten Verluste in der Treptower Sternwarte ausgeglichen wurden.
Als am 01. Juni 1948 Diedrich Wattenberg zum neuen Direktor der mittlerweile Archenhold-Sternwarte berufen wurde, blieb Edgar Mädlow der Sternwarte weiter verbunden. Bis 1952 verantwortete er die Astronomische Schulbildung und auch als Wissenschaftlicher Angestellter des Vereins Wilhelm-Foerster-Sternwarte e.V. galt sein Augenmerk dem Beobachternachwuchs.
Vom Metereologen zum Entdecker einer Nova
In den 50er Jahren sollte Edgar Mädlow für das erlittene Unrecht während der Nazizeit eine Entschädigung erhalten: er entschied sich anstelle einer einmaligen Wiedergutmachungssumme für ein Studium. Das Fach Astronomie gab es in West-Berlin damals nicht und so fiel seine Wahl auf Meteorologie, denn mit dem Himmel sollte es schon zu tun haben. Der Astronomie blieb er aber treu, auch als er längst am Meteorologischen Institut der FU arbeitete. In zahlreichen Publikationen gab er seine Kenntnisse weiter, vielen Kindern und Jugendlichen hat er mit Büchern wie »Wir besuchen eine Sternwarte« die Sterne und die Himmelskunde nahegebracht. Er reiste Sonnenfinsternissen hinterher, entdeckte in den 70er Jahren eine Nova und blieb bis ins hohe Alter aktiv, u. a. als Ehrenmitglied des Vereins der Wilhelm-Foerster-Sternwarte e.V. (WFS).
Als Edgar Mädlow nach einem langen und erfüllten Leben, das ganz der Erforschung des Weltalls gewidmet war, am 16. Februar 2012 verstarb, hinterließ er, der immer den Austausch und die Geselligkeit dem wissenschaftlichen Elfenbeinturm vorzog, eine große Lücke.
In der aktuellen Ausgabe der WFS-Schriften erinnert ein »Special« mit Beiträgen u. a. von Gerold Faß an den begeisterten Astronomen Edgar Mädlow.
Link zum Artikel: WSF-Vereinsschrift, Ausgabe 11, 2021