Geschichte
Planetarium am Insulaner
Geschichte des Planetariums am Insulaner
1945 – 1947 | Vorgeschichte: Das Wilhelm-Foerster-Institut in der Papestraße
Bereits im Jahr 1945, kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, stehen auf verschiedenen Berliner Plätzen sogenannte Straßenastronomen – Sternenbegeisterte, die mit selbstgebauten Fernrohren interessierten Passanten für ein paar Pfennige Objekte am Sternenhimmel zeigen. Zwei dieser »Straßenastronomen«, Hans Rechlin und Hans Mühle, richten 1947 in der Halbruine eines Offizierscasinos in der Papestraße 2 das »Wilhelm-Foerster-Institut« ein. Seinen Namen erhält es auf Anregung von Richard Sommer, dem ehemaligen Leiter des im Krieg zerstörten Berliner Planetariums am Zoo, einem Schüler Wilhelm Foersters. Wilhelm Foerster (1832-1921) war Mitbegründer der Urania und von 1865-1903 Leiter der Berliner Sternwarte.
1950er Jahre | Wilhelm-Foerster-Sternwarte e.V. und Übergabe des Bamberg-Refraktors
1953 wird das Wilhelm-Foerster-Institut in den Verein Wilhelm-Foerster-Sternwarte e.V. überführt. Am 1. November 1955 bekommt der Verein ein großes Linsenfernrohr geschenkt, das noch heute das Hauptinstrument der Sternwarte auf dem Insulaner ist: Der 12-Zoll-Bamberg-Refraktor, der 1889 in der Werkstatt von Carl Bamberg in Berlin-Friedenau gebaut worden ist. Das komplette Fernrohr mitsamt Montierung hat ein Gewicht von 4,5 Tonnen. Je nach Luftunruhe und Beobachtungsobjekt sind Vergrößerungen zwischen 70 und 700-fach möglich. Ursprünglich stammt das Instrument aus der Sternwarte der Urania an der Invalidenstraße. Nach der Zerstörung der Urania-Sternwarte im Zweiten Weltkrieg wird das Instrument aus den Trümmern geborgen, restauriert und 1955 dem Verein übergeben.
1961 – 1963 | Eröffnung der Wilhelm-Foerster-Sternwarte auf dem Insulaner
Bereits im Laufe der 1950er Jahre zeichnet sich ab, dass das Ruinengelände an der Papestraße dem dauerhaften Betrieb einer Sternwarte nicht gewachsen ist. So wird im Herbst 1961 der Grundstein für die neue Sternwarte auf dem Insulaner gelegt, einem in der Nähe des S-Bahnhofs Priesterweg aufgeschütteten Trümmerberges. Finanziert wird der Neubau durch die »Berliner Zahlenlotterie«. Auch in späteren Jahren sorgen Lottomittel für Investitionen in Technik und Infrastruktur des Standortes.
Die Berliner Zeiss-Ikon-Werke schenken der neuen Sternwarte ihre nicht mehr benötigte 11-Meter-Kuppel vom Werksgelände aus der Rheinstraße in Berlin-Friedenau, unter der der große Bamberg-Refraktor sein Zuhause findet. Weiterhin wird eine 5-Meter-Kuppel für den 6-Zoll-Refraktor errichtet sowie ein Hörsaal mit 75 Sitzplätzen.
Am 30. Januar 1963 wird die Wilhelm-Foerster-Sternwarte feierlich eröffnet.
1963 – 1965 | Ein Planetarium entsteht am Fuße des Insulaners
Bereits während des Baus der Wilhelm-Foerster-Sternwarte auf dem Insulaner Anfang der 1960er Jahre gibt es die Idee, am Fuße des Hügels nicht nur ein größeres Lehrgebäude, sondern auch ein Planetarium zu errichten. In Berlin gibt es zu dieser Zeit nur das Kleinplanetarium in der Archenhold-Sternwarte in Berlin-Treptow, das jedoch aufgrund der Teilung der Stadt nicht mehr allen Besucher*innen zugänglich ist. Das alte Planetarium am Zoologischen Garten ist während des Zweiten Weltkrieges zerstört und anschließend abgerissen worden. Mit Unterstützung des Bezirks Schöneberg sowie der Senatsverwaltung für Schulwesen und erneut mit finanziellen Mitteln der Berliner Zahlenlotterie entsteht das Zeiss-Planetarium nach Plänen und unter der Leitung des Architekten Carl Bassen, der auch die Sternwarte auf dem Insulaner errichtet hat.
Nach einer Bauzeit von eindreiviertel Jahren wird das Planetarium am 16. Juni 1965 feierlich eingeweiht und am 18. Juni 1965 der Öffentlichkeit übergeben. Seitdem finden unter einer 20-Meter-Kuppel 291 Besucherinnen und Besucher in bequemen Liegestühlen Platz. Im Zentrum des Saals steht ein in den Fußboden versenkbarer Sternprojektor vom Typ Zeiss Vb, hergestellt in Oberkochen. Neben dem Planetariumssaal mit Foyer befinden sich im Gebäude zudem ein kleiner Seminarraum und Büroräume.
1989 – 1991 | Bauliche Erweiterungen und Denkmalschutz
Im Zuge einer baulichen Erweiterung entsteht im Jahr 1989 die astronomische Bibliothek.
Seit 1991 stehen sowohl die Wilhelm-Foerster-Sternwarte als auch das Planetarium am Insulaner unter Denkmalschutz.
2003 – 2010 | Neue Projektionskuppel und Fulldome-System
Im Jahr 2003 wird die Innenkuppel des Planetariumssaals erneuert und 2010 wird die Planetariumstechnik, um ein 360°-Fulldome-System erweitert.
2015 | 50 Jahre Planetarium am Insulaner
Im Juni 2015 feiert das Planetarium am Insulaner seinen 50. Geburtstag mit zahlreichen Programmen und einer Festschrift.
2016 | Gründung der Stiftung Planetarium Berlin
Seit 1. Juli 2016 gehören das Planetarium am Insulaner und die Wilhelm-Foerster-Sternwarte zur neu gegründeten Stiftung Planetarium Berlin, die alle astronomischen Einrichtungen Berlins unter einem Dach vereint. Der Verein Wilhelm-Foerster-Sternwarte e.V. übernimmt seitdem als Förderverein weiterhin verschiedene Aufgaben.
2023 | Umbau und Modernisierung des Planetariums
Bis Sommer 2023 blickten im Planetarium am Insulaner knapp 6.000.000 Besucher*innen in den Sternenhimmel. Seit dem 09. Juli 2023 ist das Planetarium geschlossen und wird im Rahmen umfangreicher Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten zu einem modernen Bildungszentrum umgebaut sowie die Technik auf den neuesten Stand gebracht. Neben einem neuen Sternprojektor wird der Planetariumssaal unter anderem mit moderner Fulldome-Technik, LED Projektoren und einer neuen Projektionskuppel ausgestattet und die Räumlichkeiten erweitert. Das Gebäude wird gemäß dem Denkmalschutz wieder zu seiner ursprünglichen Form mit offenem Eingangsbereich zurückkehren.