Über 13 Milliarden Jahre zurück in die Vergangenheit:

Das James-Webb-Weltraumteleskop hat erste spektakuläre Bilder aus den Tiefen des Universums veröffentlicht. Diese sind ab morgen in der »Sternstunde« im Zeiss-Großplanetarium zu sehen.

ESA, NASA und CSA haben die ersten wissenschaftlichen Bilder des James-Webb-Weltraumteleskops veröffentlicht, die in bislang ungekannter Schärfe Einblicke ins Universum ermöglichen. »Webb« soll unter anderem die ältesten Galaxien des Weltalls erkunden. Die Stiftung Planetarium Berlin zeigt die Bilder in ihrer Veranstaltung »Sternstunde«.

Nach einer sechsmonatigen Vorbereitungszeit hat das James-Webb-Weltraumteleskop der ESA, NASA und der kanadischen Weltraumbehörde CSA am 12. Juli 2022 seine ersten Bilder und Daten veröffentlicht, darunter auch den bisher tiefsten Blick ins Universum. Das Teleskop zeigt Galaxien aus einer Zeit von nur einigen Hundert Millionen Jahren nach dem »Urknall« – und ermöglicht somit einen Blick über 13 Milliarden Jahre zurück in die Vergangenheit. Weitere Bilder zeigen erste Erkenntnisse aus dem Spektrum eines Exoplaneten, Details eines riesigen Sternentstehunggebiets sowie eines sterbenden Sterns und schließlich die Interaktion in einem gigantischen Galaxienhaufen. Details zu den veröffentlichten Bildern und Daten finden sich untenstehend.

Das im Auftrag der Weltraumbehörden von Europa, den USA und Kanada gebaute Teleskop ist das größte je ins All gesendete Observatorium. Die Wissenschaft erhofft sich von den Aufnahmen unter anderem Erkenntnisse über die Zeit nach dem Urknall vor rund 13,8 Milliarden Jahren. Das Teleskop »James Webb« war am 25. Dezember 2021 ins All gestartet und befindet sich jetzt am sogenannten Lagrange-Punkt 2 (L2) in 1,5 Millionen Kilometern Entfernung von der Erde. Es wurde rund 30 Jahre lang entwickelt und kostete umgerechnet etwa 8,8 Milliarden Euro. Es folgt auf das Teleskop »Hubble«, das mehr als 30 Jahre im Einsatz war.

Die Bilder werden bereits ab der morgigen Veranstaltung in der »Sternstunde« im Zeiss-Großplanetarium, Europas modernsten Wissenschaftstheater, zu sehen sein. »Sternstunde« ist eine der erfolgreichsten Veranstaltungen der Stiftung Planetarium Berlin und fast täglich zu sehen. Das Planetariumsprogramm wird live moderiert und bietet eine Tour durch das Universum. „Unsere Live-Moderationen ermöglichen es uns, unseren Besucher*innen das Weltall und unseren eigenen Platz im Kosmos auf persönliche Weise näherzubringen und auf so kosmische Ereignisse wie diese sensationellen Bilder aktuell zu reagieren«, so Tim Florian Horn, Vorstand der Stiftung Planetarium Berlin.

Die Stiftung Planetarium Berlin vereint die astronomischen Einrichtungen der Hauptstadt. Die Archenhold-Sternwarte sowie die Wilhelm-Foerster-Sternwarte zählen zu den traditionsreichsten Volkssternwarten Deutschlands, während das Planetarium am Insulaner und das Zeiss-Großplanetarium als modernste Wissenschaftstheater Europas relevante und innovative Vermittlungs-formen anbieten.

Bildmaterial: https://webbtelescope.org/resource-gallery/images
Weitere Informationen zur »Sternstunde«: www.planetarium.berlin/sternstunde

Details zu den Bildern des James-Webb-Weltraumteleskops

Das Spektrum von WASP-96b
Das James-Webb-Weltraumteleskop ist in der Lage, die Atmosphären von extrasolaren Planeten zu analysieren. Mit WASP-96b haben die Weltraumbehörden sich einen Exoplaneten ausgesucht, der in erster Linie aus Atmosphäre besteht: Größer als der Planet Jupiter, aber mit nur etwa halb so viel Masse. Ca. 1150 Lichtjahre von der Erde entfernt, umkreist er seinen Stern alle 3,4 Tage – und gibt so zweimal pro Woche Gelegenheit, die Atmosphäre »unter die Lupe« zu nehmen – immer dann, wenn er von der Erde aus gesehen vor seinem Stern vorzieht, ein sog. Transit. Das Spektrum verrät uns u.a., dass die Atmosphäre des Planeten Wasser enthält – in Form von Dampf, Wolken und Dunst. Der Planet ist viel näher an seinem Stern als selbst der Merkur in unserem Sonnensystem an der Sonne, entsprechend heiß ist es dort.

Der Carina-Nebel
Eine gigantische Wolke aus Gas und Staub, erleuchtet von zahllosen jungen Sternen, die sich darin formen. In ihm befindet sich sowohl der leuchtkräftigste bisher bekannte Stern als auch ein alter Stern, der ein Kandidat für eine Supernova-Explosion in nicht allzu ferner Zukunft ist: Eta Carinae.

Das neue Bild des »Webb«-Teleskops zeigt nicht nur eine enorme Detailfülle und feinste Strukturen, sondern auch eine Vielzahl bisher unbekannter junger Sterne. Dadurch bekommt man eine Ahnung von den enormen Kräften und der Bewegung in diesem riesigen Gebilde.

Stephans Quintett
Stephans Quintett ist eine Gruppe von fünf Galaxien im Sternbild Pegasus, die am 22. September 1877 vom französischen Astronomen Édouard Jean-Marie Stephan entdeckt wurde. Die Entfernung beträgt etwa 300 Millionen Lichtjahre – und die Galaxien stehen so »nahe« beieinander, dass sie miteinander über ihre Gravitation wechselwirken und die Spiralarme der Galaxien unregelmäßig verformt sind. Hier macht »Webb« den Fluss von heißem Gas in und zwischen den Galaxien in größerer Auflösung sichtbar und enthüllt nie gekannte Details. Auch kann man durch die weiter entfernten Galaxien im Bildhintergrund, die älter sind, viel über die Entwicklung von Galaxien lernen.

Der Südliche Ringnebel
Dies ist ein sog. »Planetarischer Nebel« – das Endstadium eines Sterns von etwa der Größe unserer Sonne, also eines relativ kleinen Sterns: Der Stern stößt seine äußeren Schichten in den Weltraum hinaus – im Fernrohr sieht es aus wie ein Planetenscheibchen, daher der Name. Diese Gasnebel enthalten im Stern produzierte schwerere Elemente, die wiederum neue extrasolare Planetensysteme formen können. Hier gibt uns das Teleskop einen Einblick in das Werden und Vergehen von Sternen und Hinweise darauf, wie sich die schwereren Elemente im Weltall verteilen. Das »Webb«-Teleskop zeigt in seinen beiden Bildern in verschiedenen infraroten Wellenlängen feine, filigrane Strukturen und lässt die Bewegung der Schockwelle erahnen, die dieses Ereignis ausgelöst hat. Man erkennt in einem Bild zudem den zweiten Stern in diesem eigentlichen Doppelsternsystem – auch das ist neu.

Infrarot-Teleskop
Das James-Webb-Weltraumteleskop ist ein Infrarot-Teleskop, das Strahlung bei Wellenlängen von ungefähr 2 bis 28 Mikrometern aufnimmt – für das menschliche Auge ist dies nicht sichtbar. Die Bilder sind sog. Kompositaufnahmen, gerechnet aus Bildern in verschiedenen Wellenlängen mit einer Belichtungszeit von 12,5 Stunden. Die Infrarotwellenlängen werden in sichtbare Farben übersetzt – es handelt sich demnach um ein Falschfarbenbild. Die Himmelsobjekte werden so gesehen, als ob das menschliche Auge Infrarot erkennen könnte, und dies sehr scharf.

Kontakt

Ghazal Weber © Bernd Jaworek
Ghazal Weber
Leitung Marketing & Kommunikation
Prenzlauer Allee 80 | 10405 Berlin

James-Webb-Weltraumteleskop am 12.07.2022

Aufnahme des James-Webb-Weltraumteleskop am 12.07.2022 © NASA, ESA, CSA, and STScI
James-Webb-Weltraumteleskop 12.07.2022 © NASA, ESA, CSA, and STScI